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Eine Performance auf den Spuren Schwarzer Aktivist:innen im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts.

EIGENSINNIGE LEBEN erzählt von vergangenen Kämpfen und folgt ihrer Spur in die Zukunft. Der Blick zurück, ein Blick nach vorne. Ein Blick auf widerspenstige, hartnäckige, unbequeme, ungehorsame Leben.

Als 1896 die erste deutsche Kolonialausstellung im Berliner Treptower Park zu Ende ging, blieben 21 der 106 Schwarzen Darsteller:innen in der Stadt. Sie machten Ausbildungen, gründeten Familien, vernetzten sich, waren politisch aktiv. Sie suchten und nahmen sich ihren Platz in der Gesellschaft und prägten die Geschichte der Stadt mit.

7 Performer:innen nehmen das Publikum mit auf einen Spaziergang durch den Park und die Zeiten. Sie öffnen das Archiv der Biografien, erwecken alte und neue Bilder zum Leben. EIGENSINNIGE LEBEN folgt den Spuren Schwarzer Aktivist:innen im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts, ihrem organisierten und ihrem alltäglichen Kampf ein freies Leben zu führen. Die Risse, durch die eine Hoffnung schimmert sind ihr Vermächtnis. Der Blick zurück, ein Blick nach vorn:
“Die begierige Sehnsucht nach einer Welt, die nicht durch Herren, Männer oder die Polizei beherrscht wird.” (Saidiya Hartman)

EIGENSINNIGE LEBEN wurde September 2021 in Berlin, Treptower Park uraufgeführt.

aus dem Archiv

Das Projekt EIGENSINNIGE LEBEN erzählt von widerspenstigen, solidarischen, liebevollen, unbequemen Leben Schwarzer Aktivist:innen im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts.

Es sind Geschichten, die zugleich mit und gegen das Archiv erzählt werden. Dokumentiert in den europäischen Archiven sind Geschichten des Konflikts – es geht um Papiere, Staatsangehörigkeit, Heiratserlaubnis, es finden sich Polizei- oder Gerichtsakten: eine Perspektive auf das Leben von Menschen, die viele Leerstellen lässt und aus der der herrschende Rassismus spricht.
Geschichten des alltäglichen Lebens, Geschichten von Frauen und Queers, Geschichte, die nicht an Klassengrenzen verstummt, der stetige Kampf um ein gutes Leben – das sind nur wenige der Leerstellen, zu denen die Akten schweigen.
Diese Leerstellen sind unser Ausgangspunkt. Um Geschichten alltäglicher widerständiger Lebenspraxis, von Solidarität und politischer Organisierung erzählen zu können, muss das Archiv gegen den Strich gebürstet, auf den Kopf gestellt, Details gesammelt, Kontexte erfasst und Fäden weitergesponnen werden.
Mit dem von kritischen Historiker:innen zusammengetragenen Wissen tauchen wir ein in (bruchstückhaft rekonstruierte) vergangene Leben und finden Momente von Berührung, von Staunen, von Begegnung, Kreativität, Traurigkeit und Mut.
Die eigensinnigen, unbequemen, rebellischen und eigenwilligen Lebensgeschichten, die sich mit und gegen das Archiv finden, sind ein Vermächtnis. Sie inspirieren uns. Der Blick zurück, ein Blick nach vorn.

Lest selbst: Die Historikerin Laura Frey hat 13 kurze Geschichten Schwarzer Aktivist:innen zusammengetragen.

Joel Vogel und Vincent Bababoutilabo
Martin Quane a Dibobe wird 1876 in Bonapriso, Douala geboren und reist als 20-jähriger gemeinsam mit einer Gruppe Kameruner zur Kolonialausstellung 1896 nach Deutschland. Zusammen mit vielen anderen verweigert er sich den erniedrigenden und rassistischen Praktiken des Ethnologen Felix Luschan und lässt sich nur im Anzug, seiner selbstgewählten Kleidung fotografieren. Er ist einer von über 20 Personen, die nach der Ausstellung bleiben und eine Ausbildung in Deutschland beginnen. Dibobe findet eine Lehrstelle als Schlosser in Strausberg.Allein das Dableiben in Deutschland war nicht vorgesehen. Die Widerständigkeit setzt sich in seinem Leben fort. Seit 1902 arbeitet Dibobe als Schaffner bei der Berliner Hoch- und Untergrundbahn. Nach eigenen Angaben reist er im Jahr 1907 noch einmal nach Douala und arbeitet im Dienst der deutschen Regierung für denEisenbahnbau in Kamerun. Er berichtet, von Treffen mit den örtlichen Führern, um ihnen von der „Macht des Sozialismus“ zu berichten.Im Jahr 1919 ist Dibobe einer der führenden Personen, die eine Petition an die Weimarer Nationalversammlung richten in dem sie die politische und soziale Gleichstellung von Kamerunern und Deutschen fordern.


Martin Quane a Dibobe


Bernard Epassi

Bernard Epassi ist erst 15 Jahre alt als er 1896 gemeinsam mit der kamerunischen Gruppe nach Berlin zur Kolonialausstellung reist. Er ist in Kribi geboren und wird bis zu seiner Abschiebung im Jahr 1900 in Deutschland bleiben.Nach der Ausstellung beginnt er eine Lehre bei Bruno Antelmann, dem Besitzer des „Deutschen Kolonialhauses“ in Berlin. In seiner Freizeit nimmt er Deutsch- und Mathematik-Unterricht. Epassi steht in engem Kontakt zu anderen Kamerunern wie Joseph Bohinge Boholle und Anton M'bonga Egiomue.Sein Verhältnis zu Antelmann, der ihn für seine Zwecke in seiner Kolonialwarenhandlung ausnutzt, wird immer schlechter, bis Epassi Berlin verlässt. Epassi verbringt längere Zeit in anderen Städten. Bei seiner Rückkehr nach Berlin durchsucht Antelmann sein Gepäck und findet seiner Aussage nach Liebesbriefe und Fotografien von deutschen Frauen sowie einen Schlagring. Antelmann nimmt dies zum Anlass die Abschiebung von Epassi bei den Kolonialbehörden zu fordern. Epassi wird unter Polizeieinsatz nach Hamburg und dort auf ein Schiff gebracht. Er versucht sich noch zu wehren, scheitert jedoch. Mit Hilfe eines Freundes kämpft er noch erfolgreich darum sein noch ausstehendes Gehalt von Antelmann zu erhalten.
Joesph Bohinge Boholle wird 1880 in Kribi geboren und kommt als 16-Jähriger für die Kolonialausstellung nach Berlin. Sein Leben wird ebenfalls geprägt von Widerständigkeit sein, jedoch versucht er sich mit den deutschen Autoritäten zu arrangieren, um seinen Kindern und seiner Familie ein stabiles Leben zu bieten. Nach der Ausstellung beginnt er eine Lehre in Danzig und arbeitet ab ca. 1900 in Berlin als Zimmermann. Vor dem Krieg lebt er mit seiner Frau Stephanie Urbanowski und seiner ersten Tochter Josefa in Kreuzberg. Nach dem Krieg ziehen sie nach Karlshorst, wo bereits Anton Egiomue, ebenfalls aus Kamerun, mit seiner Familie lebt. Im Jahr 1928 erhält Boholle, gemeinsam mit seiner Frau, seinen zwei minderjähringen Söhnen und seiner Tochter die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie sind eine der wenigen deutsch-kamerunischen Familien, die dies schaffen. Sie bekommen die Staatsbürgerschaft auch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nicht entzogen. Boholle stirbt in den 1930er Jahren. Seine Frau Stephanie stirbt im Konzentrationslager Stutthof, seinedrei Kinder überleben das NS Regime, wobei Josefa in den 50ern an den Folgen ihre Inhaftierung stirbt.


Joseph Bohinge Boholle


Joseph Ekwe Bilé

Joseph Ekwe Bilé kommt zur Ausbildung als Bauingenieur nach Deutschland. Nach Ausbruch des 1.Weltkrieges kann er nicht mehr nach Kamerun zurückreisen. Auch nach Ende des Krieges wir ihm eine Rückreise verwehrt. Er lebt in Ostpreussen, Wien und in den 1920ern in Berlin. In der Berliner Zeit führen wirtschaftliche Schwierigkeiten und der andauernde Rassismus zu Bilés Politisierung. Er gründet gemeinsam mit anderen Afrikanern die Organisation “Liga zur Verteidigung der N*rasse” (LzVN). Er wird Mitglied in der Kommunistischen Partei Deutschland und steht in Kontakten mit bekannten Schwarzen, antikolonialen Aktivisten wie James Ford oder George Padmore. Bilé hält Reden über die Ausbeutung der Arbeiter:innen in Kamerun und ist aktiv in der Scottsboro-Kampagne der Komintern: in der Kampagne wird international die Hinrichtung von neun Schwarzen Jugendlichen in den USA aufgrund falscher Beschuldigungen skandalisiert. In Berlin lebt Bilé zusammen mit Helene Lück in der Goltzstrasse in Schöneberg. 1929 bekommt das Paar eine Tochter: Gertrud, die ihren Vater nur 3 Jahre hatte -1934 ließen die Nationalsozialisten ihn nach einem Aufenthalt in Moskau nicht wieder nach Deutschland einreisen.

Im Sommer 1932 besucht Bilé die Kommunistische Universität der Werktätigen des Ostens in Moskau, wo er viele andere wichtige afrikanische und afroamerikanische Aktivisten trifft. Da er nicht nach Berlin zurückkehren kann, reist er nach Paris. 1935 kann Bilé wieder nach Kamerun zurückreisen, als er sich vom Kommunismus distanziert. Er stirbt 1959 in Kamerun.
Esther Bilé kommt wie ihr Bruder Joseph zur Ausbildung nach Deutschland. Kinderzur Ausbildung nach Deutschland zu schicken, war eine verbreitete Praxis der Douala-Eliten. Esther lebt um 1900 für zwei Jahre gemeinsam mit ihrer jüngeren Cousine Bertha in der Berliner Bethel Mission in Moabit. Esther wird von der Mission in Deutschland und Kamerun als zu widerständig wahrgenommen. In einem Bericht von 1903 über die Mädchenschule in Bonamuti, in der auch Bertha lebt, steht, dass "es scheint, als habe Satan die Mädchen fest im Griff". Auch später gibt es Beschwerden über die Widerständigkeit Esthers von Seiten der Mission in Kamerun, die einen Mann aus der Mission heiratet und sich dann wieder scheiden lässt.


Esther Sike Bilé


Kala Kinger

Kala Kinger wird 1895 in Douala in Kamerun geboren. Als er eine Zeit in Deutschland verbringt, um als Lehrer ausgebildet zu werden, verliebt er sich und entscheidet sich dort zu bleiben. Auch ihm wird die Rückkehr nach Kamerun nachEnde des 1.Weltkrieges verweigert. 1923 heiratet er Bertha Brühl mit der er auchgemeinsam als Performance-Duo auftritt. Sie nutzen die Popularität afroamerikanischer Künstler:innen in der Weimarer Republik für sich, Kinger tritt als King Charles auf.
Kinger hat eine enge Beziehung zu Bertha’s Familie, die jüdisch sind und von denNazis verfolgt werden. Sie überleben das nationalsozialistische Regime. 1949 eröffnet Kala Kinger die Pinguine Bar in der Bülowstrasse in Berlin, die ein Treffpunkt für Schwarze Deutsche verschiedener Generationen wird. Konzept der Bar ist, dass ausschliesslich Schwarze dort arbeiten. In der Zeit zieht auch Astrid Berger, die 5-jährige Tochter Kala Kingers, zu ihm und Bertha nach Westberlin. Als Kala Kinger 6 Jahre später mit einem Schlaganfall auf der Bühne zusammenbricht und stirbt, wächst Astrid weiter bei Bertha auf.
Maria Diop wird 1895 als die Älteste von sieben Geschwistern in Kamerun geboren. Ihr Vater David Mandessi Bell ist eng mit der Basler Mission in Douala verbunden, so reist sie unter deren Schutz nach Deutschland. Im April 1914 geht sie von Eberswalde, wo sie sich bislang aufgehalten hat, nach Berlin, um ihren Verlobten Adolf Ngoso Din zu treffen. Din ist gemeinsam mit Duala Manga Bell in Deutschland, um gegen die Enteignungen der deutschen Regierung in Douala zu protestieren und Unterstützung für ihr Anliegen zu suchen. Während ihrer Reise bricht eine Rebellion in Douala aus, Din und Bell werden in Berlin festgenommen und nach Kamerun gebracht. Am 8. August 1914 werden beide wegen Hochverrat in Kamerun hingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt ist auch Maria Diop wieder in Kamerun, sie erinnert während eines Interviews in den 1980ern an diese traumatisierenden Ereignisse.
Maria Diop heiratet in den 1920ern den Senegalesen Mamadou Diop Yandé. Beide pflegen engen Kontakt zu antikolonialen Aktivisten wie Lamine Senghor und Sédar Senghor. Nach dem Tod ihres Mannes 1935 zieht Maria mit ihren Kindern nach Paris. Ihre Wohnung wird zu einem Treffpunkt für Afrikaner:innen der zweiten Generation, Intellektuellen und Künstler:innen. Ihre Tochter Christiane Diop gründet gemeinsam mit ihrem Mann das Verlagshaus Présence Africaine, das unter anderem Texte von Aimé Césaire und Frantz Fanon herausbringt.


Maria Diop, geb.Bell


Bruno Ekwe Ngando

Bruno Ekwe Ngando wird 1876 in Kamerun geboren. Er kommt gemeinsam mit der Gruppe Kameruner als Darsteller zur Kolonialausstellung nach Berlin. Nach erAusstellung bleibt er in Berlin und beginnt eine Lehrer bei einem Schneider in Rixdorf. Nach Ende seiner Ausbildung lebt Ngando in Hamburg, wo er in Kontakt mit Mandenga Diek steht, einem kamerunischen Kaufmann, der eine zentrale Figur der kamerunischen Community in Hamburg ist. Ngando heirat in Hannover, wo er über 20 Jahre lebt und 5 Kinder bekommt. Im Jahr 1919 ist er eine der Personen, die von Dibobe initiierten Petition an die Nationalversammlung unterzeichnet. Die wirtschaftliche Situation für die Familie wird in der Weimarer Republik immer schwieriger. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Ngando gezwungen, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Zwei Jahre danach stirbt Ngando. Seine Tochter Erika wird, genauso wie ein weiterer Sohn, sterilisiert, überlebt aber das Konzentrationslager Ravensbrück. Ein Sohn Ngandos stirbt in Folge eines Unfalls, alle anderen Geschwister überleben das NS-Regime.
Rudolf Massako Joss wird 1876 in Kamerun geboren. Er reist gemeinsam mit seinem Cousin August Ewane als Teil der Gruppe der Kameruner, die als Darsteller für die Kolonialausstellung angeworben werden, nach Berlin. Nach Ende der Ausstellung beginnt er eine Lehre als Fotograf in Berlin. Zu Beginn kümmert sich der Fotograf Carl Seegert noch um die Ausbildung Joss, als der ihm jedoch zu einer großen finanziellen Belastung wird, muss er sich selbst um Verpflegung und Unterkunft kümmern. Zunächst wendet sich Joss an die Basler Mission, um finanzielle Hilfe zu erhalten. Diese wird ihm vorrübergehend gewehrt.Joss wendet sich dann an die deutschen Kolonialbehörden und beschwert sich darüber, dass er in Armut lebt und in den letzten Jahren der Ausbildung nichts gelernt habe, sondern lediglich als Laufbursche eingesetzt werde. Ob er bei einem anderen Fotografen seine Ausbildung weiterführt, ist aus den Akten nicht ersichtlich, allerdings bittet er im Juli 1900 um Unterstützung für seine Rückkehr nach Kamerun.


Rudolf Massako Joss


Jakob Njo N'Dumbe

Jakob Njo N’dumbe wird 1878 in Kamerun geboren. Er wird von Kwelle Ndumbe, auch bekannt als Bismarck Bell, einem anderen Teilnehmer der Kolonialausstellung, für diese angeworben und reist nach Berlin. Auch N'Dumbe bleibt nach Ende der Ausstellung in Deutschland und beginnt eine Ausbildung als Schlossermeister in Berlin. Im Jahr 1903, zwei Jahre nach der Geburt ihrer TochterMartha, heiraten Jakob und seine Partnerin Dorothea. N’Dumbe’s Versuche sich einbürgern zu lassen, bleiben erfolglos. Im Jahr 1913 lassen er und seine Frau sich scheiden. Sechs Jahre später stirbt N’Dumbe in der psychiatrischen Einrichtung Dalldorf in Wittenau.
Über das Leben seiner Tochter Martha ist wenig bekannt. Sie arbeitet wohl als Darstellerin, ist kurze Zeit verheiratet und leidet wie andere Schwarze Deutsche in den 1920er Jahren unter der sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation. Sie bekommt Probleme mit der Berliner Polizei, wird mehrfach festgenommen und wegen Diebstahl, Beleidigung und Prostitution als Widerholungstäterin geführt. Im Jahr 1944 kommt sie ins Konzentrationslager Ravensbrück und stirbt dort im Februar 1945. Ihre Mutter Dorothea kämpft in den 1950er Jahren erfolglosum Widergutmachung für den Verlust ihrer Tochter. Im August 2021 wird vor der Max-Beer-Str.24 in Berlin-Mitte ein Stolperstein zum Gedenken an Martha gelegt.
M’bebe Mpessa, besser bekannt als Louis Brody, wurde 1896 in Douala, Kamerun geboren. Mpessa wurde schnell unter seinem Künstlernamen Louis Brody bekannt und trat als Schauspieler in einer Reihe von Filmen auf. Louis Brody war Mitglied im Afrikanischen Hilfsverein. Er verfasst im Jahr 1919 einen öffentlichen Brief im Namens des Hilfsvereins, in dem er unter anderem einen rassistischen Vorfall gegen einen Kameruner skandalisiert, der von Passanten auf der Straße angegriffen wurde, weil er für einen französischen Besatzungssoldaten gehalten wurde. Zu der Zeit kursierte eine Hetzkampagne gegen Schwarze Soldaten in derPresse. Brody war Mitglied in der kommunistischen Liga zur Verteidigung der N*rasse. 1930 führte Brody zusammen mit anderen Schwarzen Darsteller:innen ein antikoloniales Theaterstück in Kliems Festsälen in der Hasenheide auf. Leider ist davon wenig überliefert. Was wir wissen, ist das es mindestens 4-sprachig ist.Im Jahr 1938 heiratet er Erika Diek, eine der Töchter Mandenga Dieks, sie bekommen ein Kind zusammen.


Louis Brody


Afrikanischer Hilfsverein

Der Afrikanische Hilfsverein wird 1918 in Hamburg gegründet. Ziel ist es laut der Satzung “für alle in Deutschland lebenden Afrikaner eine Zentralstelle und damit eine Stütze zu schaffen, die, soweit es überhaupt möglich ist, die Stammesgemeinschaft und die Familie der Heimat ersetzt”. Der Verein soll seinen Mitgliedern und ihren Familien bei Krankheit oder Tod beistehen und die Verbindung zu den Familien in Afrika aufrechterhalten. Der Afrikanische Hilfsverein gilt als Moment der ersten Schwarze Selbstorganisierung in Deutschland, da er länderübergreifend offen stand für alle Personen vom afrikanischen Kontinent und aus der afrikanischen Diaspora. Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme der 1920er können sich viele Mitglieder bald die Mitgliedsbeiträge nicht mehr leisten, so dass der Verein ab 1924/25 nicht mehr existiert. Von den in dieser Sammlung genannten Personen sind auf jeden Fall Joseph Bilé, Kala Kinger und Louis Brody und Mandenga Diek Mitglieder im Afrikanischen Hilfsverein.
Die deutsche Sektion der Liga zur Verteidigung der N*rasse (LzVN) wird 1929 gegründet. Die Liga steht allen Schwarzen Menschen und auch weißen Ehepartner:innen offen. Insgesamt sind ca. 30 Personen in der LzVN organisiert. Sitz der LzVN ist in der Friedrichstraße in Kreuzberg in den Räumen der von Willy Münzenberg gegründeten Liga gegen den Imperialismus. Beide Organisationen stehen unter dem Einfluss der Kommunistischen Internationalen, die als eine der wenigen Organisationen eine dezidiert anti-rassistische Haltung in der Zwischenkriegszeit annimmt. Mitglieder in der Organisation sind unter anderem Joseph Bilé und Louis Brody. Politisch orientiert sich die LvZN an den Visionen derKomintern sowie am Schwarzen Internationalismus, allerdings nehmen sie sich auch der alltäglichen Problemen von Afrikaner:innen in Deutschland an und stehen somit in der Tradition des Afrikanischen Hilfsvereins. Die Liga stellt wahrscheinlich um 1932 ihre Aktivitäten ein.

Liga zur Verteidigung der N*rasse

Quellen

Robbie Aitken, Berlins Schwarzer Kommunist, 2019, online

Robbie Aitken / Eve Rosenhaft, Black Germany. The Making and Unmaking of a Diaspora Community, 1884-1960, Cambridge 2013.

May Ayim / Katharina Oguntoye / Dagmar Schultz (Hg.), Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte, Berlin 2016.

Verschiedene Autor:innen, Biografien der Ausstellung „zurückGeschaut“ 1896, Treptower Park. Erste Deutsche Kolonialausstellung, Museum Treptow-Köpenick.

Marianne Bechhaus-Gerst / Kölner Appell e.V., AfrikanerInnen in Deutschland und schwarze Deutsche. Geschichte und Gegenwart, Münster 2004.

Adi Hakim, Pan-Africanism and communism. The communist international, Africa and the diaspora, 1919 - 1939, Trenton 2013.

Ulrich van der Heyden, Unbekannte Biographien. Afrikaner im deutschsprachigen Europa vom 18. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, Berlin 2008.

Peter Martin / Christine Alonzo / NS-Dokumentationszentrum(Hg.), Zwischen Charleston und Stechschritt. Schwarze im Nationalsozialismus, Hamburg 2004.

Katharina Oguntoye, Eine afro-deutsche Geschichte, Berlin 1997.
Für weitere Recherche: Black Central Europe


Credits

Ein Projekt von und mit:

Joel Vogel und Vincent Bababoutilabo (Ideen und Skript)
Elsa M’bala, Jeanne-Ange Wagne, Maïmouna Coulibaly, Mmakgosi Kgabi, Osman Osman, Rebecca Korang, Serge Fouha (Performance)
Yatri Niehaus (Regie)
Nora Haakh (Dramaturgie)
Elisa Bernhard (Kostüm und Ausstattung)
Laura Frey (Recherche)
Farah Bouamar (Produktion)
Zé de Paiva & Kathleen Kunath (Video und Foto)
Tom Ben Guischard (Fotos Webseite)
zanko (Website)

Mit Zitaten von:
Saidiya Hartman, Wayward Lives, Beautiful Experiments, 2019 und
Tonaufnahmen Victor Bells (1934): "Lied der Schwimmer" (LA 1334) und "Lied der Fischer" (LA 1331), Lautarchiv, Humboldt-Universität zu Berlin

Gefördert vom Fonds Darstellende Künste NEUSTART KULTUR #TAKETHAT

Logo: Senatsverwaltung für Kultur und Europa
In Kooperation mit Museum Treptow, ISD-Bund e.V., Berlin Postkolonial e.V., Dekoloniale Erinnerungskultur in Berlin, Label Noir.

EIGENSINNIGE LEBEN-Performance im Treptower Park, September 2021

die Performance

EIGENSINNIGE LEBEN ist ein dekolonialer Performance Spaziergang am Karpfenteich, Treptower Park.

ANMELDUNG UNTER:
eigensinnigeleben@gmail.com

Premiere 3. September 2021
Round I  14 Uhr
Round II 18 Uhr

5. September 2021
Round I  14 Uhr
Round II 18 Uhr
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